Gefühle

[su_dropcap style=“flat“]W[/su_dropcap]Was sind Gefühle? Ein Gefühl ist die menschliche Fähigkeit, feinfühlig zu reagieren und dabei in sich selbst zu blicken. Täglich erleben wir eine Vielfalt an Gefühlen und glauben, diese in gute und schlechte Empfindungen unterteilen zu können. Doch ein Gefühl ist nicht gut oder schlecht, sondern einfach ein Teil des Menschen, ein Teil der eigenen Persönlichkeit und ohne jegliche Wertung in eine Richtung. Zwischen einem Gefühl und einer Emotion gibt es Unterschiede, auch wenn diese beiden menschlichen Empfindungen sehr häufig als ein und dasselbe betrachtet werden. Beobachten wir von außen und urteilen, geben uns also objektiv und bilden eine Meinung, spricht man von Emotionen. Liebe oder Neid, Missgunst und Mitleid, Bedauern oder Frohsinn hingegen sind Gefühle, die tief in unserer Seele verwurzelt und unsere täglichen Begleiter sind. Gefühle lassen sich weder steuern noch lenken, sind nicht vorhersehbar und treten aus einer Situation oder einem Gedanken heraus auf. Daher spricht man im Zusammenhang mit dem Gefühl oft von unvorhergesehen oder überraschend.

Wer Gefühle zeigt ist verletzlich, kann enttäuscht werden und wird mit einer Reaktion auf seine Emotionen konfrontiert. Ist von gefühlsstarren Menschen die Rede, handelt es sich meist um sehr sensible und feinfühlige Menschen, die mit einer Enttäuschung nur schwer umgehen und sich deshalb gefühlskalt geben können. Die eigenen Gefühle ignorieren und sich sprichwörtlich vor ihnen verschließen, bedeutet, dass man seine inneren Bedürfnisse ignoriert und gegen die Wünsche und Vorstellungen lebt, die man eigentlich realisieren möchte. Wer keine Gefühle an sich heranlässt und offensichtlich „zumacht“, schützt sich aber nicht vor Scharm und Enttäuschung, vor einer Verletzung seiner Gefühle und vor einer Ablehnung seiner Person. Menschen die den „harten und gefühlskalten“ Weg beschritten haben, sind oftmals mit sich und der Umwelt unzufrieden und finden kaum einen Weg, sich erneut zu öffnen und Gefühle wieder zuzulassen. Doch dies ist notwendig, um die innere Mitte zu finden und seine Seele zu reinigen, sie zu heilen und als wichtigen Bestandteil der Persönlichkeit zu betrachten. Jeder Mensch kann ein Leben, das gefühlsgeprägt und emotional ist, erlernen und durch ein wenig Übung in eine Position gelangen, in der er sich seiner Bedürfnisse bewusst wird und nicht länger gegen sein Inneres agiert.

Um mit Gefühlen zu leben, muss man die Deutung von gut oder schlecht nicht vollständig ausschließen. Allerdings ist eine Perspektive aus der Position des Beobachters gesünder und facettenreicher, menschlicher und vielseitiger. Gefühle lassen sich nicht kontrollieren und in eine Richtung lenken, können nicht unterdrückt oder gänzlich aus unserem Dasein ausgeschlossen werden. Wer jedes Gefühl zulässt und sich nicht verschließt, wird viel häufiger mit dem Herzen als mit dem Verstand entscheiden und mit seinen „Bauchentscheidungen“ in der Regel die richtige Wahl treffen. Mit jedem zugelassenen Gefühl erhöht sich die eigene Wahrnehmung und Kenntnis zu den innigsten Bedürfnissen, aber auch die Empathie gegenüber der Mitmenschen und deren Gefühlen. Unbewusste Aspekte des eigenen Wesens können täglich neu entdeckt und in das eigene Handeln, in die Gedankenwelt und Entscheidungen einbezogen werden. Es ist immer gesünder, auf sein Gefühl zu hören und den „Bauch“ nicht außen vor zu lassen, möchte man seine eigenen Bedürfnisse im Leben verwirklichen und das tun, was für die freie Entfaltung und Selbstverwirklichung von primärer Bedeutung ist.

Menschen die sich mit ihren Gefühlen schwer tun und mehr Übung im Umgang mit ihnen erlernen möchten, können spontan aufkommende Gefühle zu Beispiel aufgreifen und sie in einem Moment vor Augen führen, in dem sie mit Körper und Seele im Gleichgewicht sind. Die tägliche Übung im Umgang mit dem Gefühl befreit innerlich und lässt neue Perspektiven, neue Wege und neue Wesenszüge erkunden und das eigene Bewusstsein erleben.


© 2014 Holzapfel-Coaching, Fernanda Holzapfel